UNSER AWARENESS-KONZEPT

„Der Begriff Awareness heißt übersetzt Bewusstsein und Achtsamkeit. Für uns bedeutet Awareness, einen wertschätzenden und respektvollen Umgang miteinander zu haben und diskriminierende, gewaltvolle Verhältnisse zu minimieren. Es geht darum, Verantwortung füreinander und für sich selbst zu übernehmen. Es soll eine sichere Atmosphäre entstehen, in der sich grundsätzlich alle wohlfühlen können und persönliche Grenzen gewahrt werden. Im Kontext von Veranstaltungen kann dies nur gelingen, wenn Veranstalter:innen und Besucher:innen eine Haltung und Praxis entwickeln, die Diskriminierung und (sexualisierter) Gewalt entgegenwirkt. Ziel von Awareness ist es, konsensbasiertes Handeln zu fördern und Strukturen der Ausgrenzung und Ungleichheit abzubauen.“ (https://archiv.initiative-awareness.de/awareness/) 

Dieser Definition schließen wir uns als Veranstalter*innen der Konferenz an und möchten euch im Folgenden eine kurze Übersicht geben, wie wir uns die Umsetzung dessen auf der Konferenz vorstellen. Wir bitten euch, diese Informationen vor dem Besuch der Konferenz durchzulesen. 

Auf der Konferenz wird es einen zentralen Anlaufpunkt geben, den Welcome-Desk, an dem ihr an allen Tagen Menschen aus dem Awareness-Team antreffen werdet. Dort erhaltet ihr alle Informationen, um euch auf der Konferenz zurecht zu finden. Diesen Infostand werdet ihr auch als erstes bei euerer Ankunft auf dem Konferenzgelände besuchen, sodass ihr direkt wisst, wo er ist. Alle Belange rund um das Thema Awareness könnt ihr dort anbringen. In Zuge dessen steht auch ein Ruheraum zur Verfügung, den ihr zu den Konferenz-Zeiten (siehe Ablauf) in Absprache mit den Awareness-Menschen in Anspruch nehmen könnt. 

Wir wollen klarstellen, dass wir rassistisches, sexistisches, queerfeindliches, antisemitisches oder anderweitig diskriminierendes oder gewaltvolles Verhalten nicht dulden. Genauso wenig dulden wir (rechts-)nationalistisches Gedankengut. Oben beschriebenes Verhalten kann zum Ausschluss von der Konferenz führen.

Hinzu kommt ein klarer Einlassvorbehalt: Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen. 

Wir legen Wert auf ein respektvolles Miteinander auf Augenhöhe. Auf unserer Tagung werden Jugendliche teilnehmen, welche eigene Perspektiven in die verschiedenen Plena und Workshops einbringen. Diese sind gleichberechtigte Teilnehmende der Tagung. Wir dulden an dieser Stelle kein paternalistisches oder machtvolles Verhalten gegenüber diesen.

Falls ihr Betroffene des vorher genannten Verhaltens durch andere seid, euch unwohl fühlt oder Redebedarf habt, könnt ihr euch jederzeit an das Awareness Team wenden. Diese sind während des Tagesprogramms am Welcome Desk zu finden und während des Abendprogramms über eine Handynummer zu erreichen. Ebenfalls ist das Team durch eine spezifische Kennzeichnung zu erkennen, welche zum Tagungsbeginn vorgestellt wird. 

Viele von euch sind bereits zum Thema Awareness sensibilisiert. Dies könnt ihr nutzen. Seid achtsam miteinander und geht proaktiv in Situationen, in denen ihr beobachtet, dass sich Menschen unwohl fühlen und bietet Unterstützung an. Fühlst du dich selbst nicht in der Lage zu helfen, ist dies völlig in Ordnung. Es besteht immer die Möglichkeit, auf die genannten Awareness-Strukturen hinzuweisen oder diese zur Hilfe zu nehmen. 

Wir bitten euch außerdem, gendergerechte und diskriminierungsfreie Sprache zu verwenden. Wir werden auch alle Referierenden darauf hinweisen, können diese aber nicht dazu verpflichten. Insgesamt gilt, dass es sich bei der Verwendung von möglichst diskriminierungsfreier Sprache um einen Lernprozess handelt. Wir bitten euch, dies mit zu berücksichtigen. Ein offener Austausch darüber sensibilisiert und ist Teil des Lernens.  

Kein Mensch ist vorurteilsfrei und diskriminierungsfrei im Umgang mit anderen. Deshalb muss eine bewusste Reflexion darüber bei jeder einzelnen Person stattfinden. Das Ziel ist es, dass die Konferenz ein diskriminierungssensibler Raum ist und sich alle Teilnehmer*innen wohl und sicher fühlen. 

Mit dieser Haltung möchten wir euch dazu anhalten, euer eigenes Verhalten auf der Konferenz zu reflektieren und euch achtsam den anderen gegenüber zu verhalten. Welchen Raum nehme ich ein? Wie viel Raum nehme ich ein? Verhalte ich mich zu dominant und sollte andere mehr zu Wort kommen lassen? Solche Fragen können den bewussten Umgang miteinander stärken.  

Auf unserer Konferenz wird es im Rahmen des Abendprogramms möglich sein, alkoholische Getränke zu kaufen. Bitte wahrt eure eigenen Grenzen und achtet in diesem Kontext verstärkt darauf, die Grenzen anderer zu respektieren. 

In den Außenbereichen ist das Rauchen grundsätzlich erlaubt. Doch auch hier gilt, achtet die Grenzen der anderen und nutzt gegebenenfalls dafür vorgesehene Flächen (Zigarettenmülleimer an den Gebäudeeingängen). 

Wir wünschen uns eine gute Zeit gemeinsam und einen regen, wertschätzenden Austausch. 

  • Ableismus bezeichnet die Diskriminierung gegenüber Menschen, denen eine geistige und/oder körperliche „Beeinträchtigung“ zugeschrieben wird.  
  • Altersdiskriminierung/Ageism bezeichnet die soziale, politische und ökonomische Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Alters.  
  • Antisemitismus meint die Feindlichkeit gegenüber Jüd*innen
  • FLINTA* steht für Frauen, Lesbische Menschen, Intergeschlechtliche Personen, Nicht-binär-geschlechtliche Personen, trans* Personen, Agender und * für nicht explizit erwähnte Personen, die sich nicht in eine der oben genannten Geschlechtsidentitäten einordnen und (mit-) gemeint sind.
  • Intersektionalität beschreibt die Überschneidung von Diskriminierungsmerkmalen, wobei verschiedene Formen der Diskriminierung interagieren und sich gegenseitig verstärken. Die Diskussion einzelner Diskriminierungsgründe nur getrennt zu behandeln entspricht häufig nicht der Realität betroffener Menschen, sie erleben oft eine besondere Art von Diskriminierung, die durch singuläre Diskriminierungen nicht adäquat beschrieben werden kann.
    Inter*/intergeschlechtliche Menschen bezeichnet Personen, die körperlich weder eindeutig dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden können. Der etwas offenere Begriff     Inter* erfasst vielfältige Selbstdefinitionen und Lebensweisen von Personen, die mit Körpern geboren wurden, die sich dem zweigeschlechtlichen medizinischen oder gesellschaftlich normierenden     Standard entziehen. 
     
  • Klassismus meint die Diskriminierung von Menschen in Bezug auf ihren gesellschaftlichen Status.  
  • Lookismus bezeichnet die strukturelle Diskriminierung in Form von Abwertung gegenüber bestimmter Körper(-formen) und Aussehen, die oft einhergeht mit einer Zuschreibung von negativen Charaktereigenschaften und Vorurteilen.
    Black, Indigenous & People of Color, BIPoC ist eine internationale Selbstbezeichnung von Menschen mit Rassismuserfahrungen. Der Begriff markiert eine politisch-gesellschaftliche Position und versteht sich als emanzipatorisch und solidarisch. Er positioniert sich gegen Rassismus und Kulturalisierung     sowie gegen diskriminierende Fremdbezeichnungen durch die weiße Mehrheitsgesellschaft. Wenn es um Frauen* geht, wird auch Women of Color (WoC) gebraucht. 
     
  • Rassismus ist eine Diskriminierungsform, die darauf basiert, dass eine „Rangordnung“ von Menschen unterstellt wird, die sich auf vermeintlich biologische und/oder kulturelle „Kriterien“ bezieht. Rassismus verhindert die gleichberechtigte Teilhabe von People of Color an gesellschaftlichen, sozialen und politischen Belangen. Beispiele von institutionellem Rassismus sind fehlendes Wahlrecht oder fehlende Repräsentation, Diskriminierung beim Zugang zu Bildung, Arbeit oder dem Wohnungsmarkt, rassistische Polizeikontrollen etc.  
  • Schwarz und Schwarzsein ist eine Selbstbezeichnung und  wird deswegen groß geschrieben. Der Begriff markiert eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position. Er ist ein Ergebnis der Kämpfe der Schwarzen deutschen Frauen(-bewegung).  
  • Sexismus bezeichnet verschiedene Formen der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die erwarteten Verhaltensweisen und Stereotypen.  
  • Cis-Sexismus bezeichnet die Diskriminierung von trans* Menschen und nicht-binären Menschen, also Personen, welche sich nicht dem binären Geschlechtersystem zuordnen. Mit cis-Personen sind solche Personen gemeint, deren Gender-Identität mit dem ihnen bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht übereinstimmt.
    trans* steht für die Vielfalt von trans* Menschen und meint ein breites Spektrum von Selbstdefinitionen und Lebensweisen von Menschen, die sich nicht oder nur zum Teil mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei Geburt zugewiesen wurde, z. B. Transgender, nicht binär geschlechtlich und viele andere.  
     
  • Triggerwarnung oder Contentwarnung (Inhaltswarnung) bezeichnet eine Warnung auf mögliche Auslösereize, durch deren Darstellung oder Beschreibung Menschen wieder traumatisiert werden können, wenn sie bereits etwas schlimmes in diesem Bereich erlebt haben. Daher sind Warnungen am Anfang derartiger Beiträge hilfreich, damit diese Menschen sich nicht (oder nur in der richtigen Verfassung) mit diesen Beiträgen auseinandersetzen müssen. 
  • weiß und weißsein bezeichnet keine biologischen Eigenschaften, sondern die speziellen Machterfahrungen von Menschen und Gruppen, die sich dieser Macht oft nicht bewusst sind. Weißsein ist innerhalb des gesellschaftlichen Machtverhältnisses Rassismus eng an soziale, politische und kulturelle Privilegien geknüpft. Im Hinblick auf die Partizipation an gesellschaftlichen Ressourcen profitieren Menschen, die nicht von Rassismus oder Antisemitismus betroffen sind – und zwar     unabhängig davon, wie sie persönlich zu diesen Ideologien stehen.  

Diese Auflistung hat nicht den Anspruch vollständig zu sein, sondern das Bewusstsein zu weiten. 

Nach: Students for Future: AwarenessKonzept KliRa 4.0